Zur “Heldinnenreise“, einem Suchtpräventionsprojekt, das die Entwicklung und Vertiefung von Lebenskompetenz als Schutzfaktor gegen Suchtverhalten fördert, luden die Jugendpflege der Verbandsgemeinde Bad Marienberg in Zusammenarbeit mit der Suchtprävention des Diakonischen Werkes Westerburg, am Samstag 12. und Sonntag 13. November 2022, Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren ein.
Angelehnt an das Heldenreise-Konzept von Joseph Campbell traf sich die Gruppe von 10 Mädchen und Teamer*innen am Samstagmorgen am Jugendbahnhof in Bad Marienberg, wohin sie dem “Ruf“, sprich der Einladung zum Seminar, gefolgt waren. Bis hierhin hatten sie bereits mit verschiedensten Widerständen, Selbstzweifeln wie Ängsten, gekämpft und so hatte für sie die Reise schon vor dem Aufbruch längst begonnen.
Gemeinsam ging es dann zum Schloss Friedewald. Dort stellten die Teilnehmerinnen der Gruppe ihr bisheriges Leben, ihre Erfahrungen, Haltung und Werte mithilfe eines selbstgemalten Symbole-Bildes, vor.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen wartete auf dem Schlosshof “die erste Schwelle“ in Form eines Spinnennetzes auf die Gruppe. Reiner Kuhmann von der Fachstelle für Suchtprävention des Diakonischen Werkes, der die “Heldinnenreise“ anleitete und moderierte, übernahm die Funktion des “Mentors“ für die Mädchen auf ihrer gemeinsamen mutigen Reise.
Das Spinnennetz als Grenze, einzeln mit Unterstützung der anderen ohne Berührung zu überwinden, gelang den Mädchen schließlich - für jede in ihrem Tempo und motiviert von den anderen, die nicht aufgaben.
Nach dieser, großes Vertrauen erfordernden und damit Vertrauen stärkenden, “Schwellendurchschreitung“ setzte sich der “der Weg der Prüfungen“ in Form weiterer erlebnispädagogischer Übungen fort. Ein Lauf über Stöcke, gehalten von den anderen, und ein gemeinsamer Blindspaziergang, als Seilschaft dem Ruf des Mentors folgend, ließen die Gruppe zu einer Gemeinschaft von “Gefährtinnen“ werden, bevor der Tag entsprechend dem Thema Vertrauen mit einer Partnerinnen-Rückenmassage endete.
Am Sonntagmorgen machte sich die Gruppe dann auf den Weg nach Köln Brühl. Dort erwartete die Mädchen auf dem höchsten Kletterturm Europas die große Herausforderung: “Der Kampf mit dem Drachen“, das Houserunning! Mit speziellen Gurten und zwei Seilen konnten sie alleine oder gemeinsam mit einer Partnerin in 50 Metern Höhe aus einer Luke mit Blick bis zum Kölner Dom aussteigen und den ehemaligen Getreidespeicher herunterlaufen. Senkrecht! Über die Ausstiegskante in der Waagerechten angekommen, blieben die Füße dabei immer an der Wand und der Blick nach unten gerichtet. Kurz vor Ende der langen Fußstrecke zurück zur Erde, konnten die ganz Wagemutigen sich von der Wand abzustoßen und am Seil “fliegen“ oder sich gar um die eigene Achse drehen lassen.
Auch die Entscheidung gegen den Lauf war für einige der Mädchen ein wichtiger Schritt. Sich nicht unter Druck zu setzen und zu lernen, wo sind meine Grenzen, ist eben so mutig, wie sich dem Risiko auszusetzen und Grenzen zu überwinden. Sich selbst und seinen Gefühlen zu vertrauen und zu lernen, klar zu seinen Entscheidungen für das eigene Leben zu stehen, ist ebenso wichtig für das eigene Selbstvertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Widerstandskraft, wie sich immer wieder vertrauensvoll auszuprobieren und Herausforderungen und Neues nicht zu scheuen. Die Jugendpflegerinnen der Verbandsgemeinde Elke Keller, Claudia Göhlert freuten sich zusammen mit der Praktikantin Lisa Birx, dies mit bester fachlicher Unterstützung von Reiner Kuhmann, den Teilnehmerinnen auf ihrer Heldinnenreise vermitteln zu können.
Ein gemeinsames Pizzaessen rundete den Aufenthalt am TurmX-Xperience als tolle Location mit super engagierten Mitarbeitern (s. www.turmx.de) ab.
Stolz auf das an einem Wochenende mit sich selbst und anderen als Gemeinschaft erlebte trat die Gruppe die Rückreise an.
Wieder im Jugendbahnhof angekommen, erhielt jede der Teilnehmerinnen zum Abschluss der beiden Erlebnistage eine Schatzkiste von Reiner Kuhmann, in der sich die Erfahrungen und Erlebnisse der Heldinnenreise symbolisch mit ins künftige Leben nehmen ließen, als Schatz, der die Mädchen weiterhin in ihrem Alltag begleitet.
„Die Entwicklung von Schutzfaktoren – Resilienzen - ist die beste Form der Suchtvorbeugung“, so Reiner Kuhmann von der Fachstelle für Suchtprävention.
„Sich mit der eigenen Individualität, dem selbstbewussten Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und sich mutig auf jenen Weg, sich weiter zu entwickeln, zu machen, das zeichnet eine “Heldinnenreise“ - jederzeit auch übertragbar auf das alltägliche Leben - aus“, so Elke Keller vom VG-Jugendbahnhof.
An den Reaktionen der Jugendlichen, die über den Jugendbahnhof aber auch andere Institutionen nach Bad Marienberg zum Projekt gekommen waren, war erkennbar, wie viel Spaß das Entwickeln von psychischer Widerstandskraft machen kann und wieviel Lebensfreude und Selbstvertrauen dieser Mut sich einzulassen bringt.
Weitere Einblicke, sprich Fotos, zu diesem Suchtpräventionsprojekt finden sich auf der Homepage des VG-Jugendbahnhofes.
Für weitere Informationen:
Diakonisches Werk im Westerwald - Suchtprävention
Hergenrother Straße 24
Reiner Kuhmann
Jugendbahnhof/Jugendpflege der Verbandsgemeinde Bad Marienberg